Impuls

Gebetszeit 24. Juni: Das Geräusch der Grille

Im Namen des Vaters…

 

Herr Jesus Christus, du hast uns von Gott erzählt. Herr erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du hast uns gelehrt, zu hören.

Christus erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du hast ein offenes Ohr für uns.

Herr erbarme dich.

 

 

Gebet:

Guter Gott, vieles treibt uns um den Tag über. Vieles überhören wir auch einfach. Hilf du uns, hinzuhören. Amen.

 

Evangelium:

Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!

Eure Augen sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.

Matthäus 13,8-9.16-17.23

 

Das Geräusch der Grille

Eines Tages verließ ein Indianer die Reservation und besuchte einen weißen Mann, mit dem er befreundet war.

In einer großen Stadt zu sein – mit all dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen, die es alle so sehr eilig haben, war neuartig und recht verwirrend für den Indianer.

Der rote und der weiße Mann gongen die Straßen entlang. Als plötzlich der Indianer seinem Freund auf die Schulter tippte und sagte: „Bleib doch einmal stehen. Hörst du auch, was ich höre?“

Der weiße Mann antwortete: „Alles, was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse. Und dann freilich auch die Stimmen und das Geräusch der Schritte vieler Menschen. Was ist es denn, was dir besonders aufgefallen ist?“ – „Nichts von alledem, aber ganz in der Nähe höre ich eine Grille zirpen.“

Der weiße Mann horchte. Dann schüttelte er den Kopf. „Du musst dich täuschen, Freund“, sagte er, „hier gibt es keine Grillen. Und selbst, wenn es hier irgendwo eine Grille gäbe, würde man doch ihr Zirpen bei dem Lärm nicht hören können.“

Der Indianer ging ein paar Schritte. Vor einer Hauswand blieb er stehen. Wilder Wein rankte an der Mauer. Er schob die Blätter auseinander und da – sehr zum Erstaunen des weißen Mannes – saß tatsächlich eine Grille, die laut zirpte. Nun, da der weiße Mann die Grille sehen konnte, nahm er auch das Geräusch wahr, das sie von sich gab.

Als die beiden Männer weitergegangen waren, sagte der Weiße nach einer Weile: „Freilich hast du die Grille hören können. Dein Gehör ist besser geschult als meines. Indianer hören eben einfach besser als Weiße.“ Der Indianer lächelte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Du täuschst dich, mein Freund. Das Gehör eines Indianers ist nicht besser und nicht schlechter als das eines weißen Mannes. Pass auf, ich will es dir beweisen.“ Er griff in die Tasche, holte ein 50-Cent-Stück heraus und warf es auf das Pflaster. Es klimperte auf dem Asphalt, und die Leute, die mehrere Meter von dem weißen und dem roten Mann entfernt gingen, wurden auf das Geräusch aufmerksam, und sahen sich um. Endlich hob einer von ihnen das Geldstück auf, steckte es ein und ging weiter.

„Siehst du“, sagte der Indianer, „das Geräusch, das das 50-Cent-Stück gemacht hat, war nicht lauter als das der Grille, und doch hörten es viele der weißen Frauen und Männer und drehten sich um, während das Geräusch der Grille niemand hörte außer mir. Es stimmt nicht, dass das Gehör der Indianer besser ist als das der weißen Männer. Der Grund liegt darin, … dass wir alle stets das gut hören können, worauf wir zu achten gewohnt sind.“

Aus: Benedikta Hintersberger, Mit Jugendlichen meditieren, Don Bosco Verlag

 

Vater unser im Himmel…

 

Segen:

Segne, Gott, unser Sehen und Hören,

unser Hinsehen und Hinhören,

unsere Aufmerksamkeit für alles, was von dir kommt.

Im Namen des …

 

 

Erstellt von Angela Achi, Pastoralreferentin, Juni 2020

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