Impuls
Gebetszeit am 1. Juni
Im Namen des Vaters…
Herr Jesus Christus, du stehst uns bei. Herr erbarme dich.
Herr Jesus Christus, wir sind dein. Christus erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du gehst mit uns weiter. Herr erbarme dich.
Gebet:
Wir leben mit Wintern und Sommern, mit Dunkelheiten und Licht, mit Zweifeln und Freuden. Stärke du uns mit deinem Geist, gib uns Kraft und ein offenes Herz. Amen.
Unbesiegbarer Sommer
Von Albert Camus stammt der Satz: „Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt“.
Camus nehme ich diesen Satz ab. Denn er hat am eigenen Leib erfahren, was „Winter“ heißt. Im übertragenen Sinn. Als er noch ein Baby ist, stirbt sein Vater im ersten Weltkrieg. Die Mutter verstummt, er wächst in ärmlichen Verhältnissen unter Analphabeten in Algier auf…später erkrankt er zweimal schwer an TB, kämpft gegen die Krankheit und wird geheilt. Er hat viel Elend gesehen und erlebt – auch im Zweiten Weltkrieg und während der Algerienkriege. Und doch lässt er sich nicht unterkriegen. Er engagiert sich im Widerstand. Und er bleibt auch widerständig in seinem Denken. Obwohl er so viel Schweres und Trauriges erlebt hat, ist er nicht bitter. Wird er nicht müde an das Gute im Menschen und das Schöne im Leben zu glauben. Und darüber zu schreiben. Sein fast trotziges „Quand-meme“ / „Trotzdem“ hat mir schon während meiner Schulzeit imponiert. Albert Camus besteht darauf: Allen Unkenrufen zum Trotz kann der Mensch gut sein, kann er sich entscheiden, ob er menschlich bleibt oder zum Raubtier wird.
Der Mensch kann immer wieder neu anfangen, er muss nicht aufgeben, selbst wenn es absurd erscheint, wie die buchstäbliche Sisyphusarbeit.
„Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“ Der Sommer steht für das, was bunt und schön, warm und lebendig ist. Und der unbesiegbare Sommer? Ja, da ist etwas in uns Menschen, – auch in mir von dieser Widerstandskraft- ein unbändiger Wille zu überleben, zu leben. Die Psychologen nennen das Resilienz, eine Fähigkeit die mir hilft, Krisen durchzustehen und daran zu glauben, dass es immer weiter geht und manches was ich mir heute noch gar nicht vorstellen kann, sich zum Guten wendet.
Dabei hilft mir oft ohne Worte die Natur. Und ermutigt mich heute ein Gedicht, das ein lieber Freund mir geschickt hat.
Es heißt passenderweise Zeitansage:
wir gehen in den Frühling
mag kommen was da will
schon der kleinste ginster
in seinem blütengold
und würde er
nur von dir gesehen
leuchtet über die dunkelzeit
einsamer tage voll sorge
wie es weiter gehen kann
hinter dem zaun auf der wiese
fängt mit bunten flecken
der sommer an ohne rücksicht
auf das versammlungsverbot
denn trotz kalter morgenluft
tobt die frühe revolution
das vielstimmige konzert
erwachter vögel (wilhelm bruners 3/20)
Karin Berhalter
Vater unser im Himmel…
Segen:
So segne uns, Gott,
segne unsere Winter und unsere Sommer,
segne das Unbesiegbare in uns, heute und alle Tage.
Im Namen des Vaters…
Erstellt von Angela Achi, Pastoralreferentin, Mai 2020