Impuls
Impuls zum Palmsonntag: Den Weg Jesu mitgehen
Liebe Schwestern und Brüder,
mit dem Palmsonntag treten wir ein in die Heilige Woche. Wir hören zuerst vom Einzug Jesu in Jerusalem, dann die Passion. In diesem Jahr ist es die Leidensgeschichte, wie der Evangelist Matthäus sie uns überliefert hat. Wir begleiten Jesus auf seinem Weg, der vom „Hosanna“ bis zum „Kreuziget ihn“ führt. Jesus erfährt Spott und Folter, er wird ans Kreuz geschlagen und stirbt.
Aber Jesus ist nicht allein auf seinem Weg. Er weiß sich von seinem himmlischen Vater getragen, vom Gebet am Ölberg bis zum letzten Wort am Kreuz. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ ist ja nicht ein Schrei der Verzweiflung, sondern der Beginn des 22. Psalms, in dem der Beter seine Not, aber auch seinen Glauben und seine Zuversicht auf Gott zum Ausdruck bringt.
Der Weg Jesu ans Kreuz erinnert mich an so viele Kreuze, die Menschen zu tragen haben: Krankheit, Hunger, Verfolgung, Krieg. Natürlich denke ich in diesen Tagen an die kleinen und großen Kreuze, die uns das Corona-Virus beschert: die Infizierten in den Krankenhäusern, die um’s Überleben kämpfen und es allzu oft nicht schaffen; die Beschäftigten in den Kliniken und Laboren, die bis an die Grenze des Belastbaren arbeiten müssen; Menschen, die in Quarantäne sind und sich einsam fühlen, oder die mangels Arbeit jetzt finanziell unter Druck geraten sind; die Erfahrung, Ostern nicht in Geselligkeit oder auf Reisen, sondern in den eigenen vier Wänden verbringen zu müssen.
Ich will all die Lasten, die Menschen zu tragen haben, Jesus Christus überantworten. Sein Weg ans Kreuz war kein sinnloses Geschehen, es war ein Akt der Solidarität mit uns Menschen. Er weiß um die Kreuze, die wir zu tragen haben. Er trägt sie mit uns. Und er macht seinen Tod für alle, die Leiden und Sterben erfahren müssen, zur Quelle eines neuen Lebens.
In der Passion des Matthäus wird das an einer etwas rätselhaft formulierten Notiz deutlich. Da ist von den Heiligen die Rede, die nach dem Tod Jesu auferweckt werden und in Jerusalem vielen erscheinen. (Mt 27,52 f.) Für mich kommt damit zum Ausdruck, dass der Tod Jesu schon unter dem Gesichtspunkt des Lebens steht. Leid und Tod haben nicht das letzte Wort.
Gehen wir in dieser Hoffnung den Weg Jesu durch die Karwoche mit!
Pfarrer Markus Ziegler